Zora Janković (*1978, Ljubljana, Slowenien; lebt und arbeitet in Berlin) hat ihr Kunststudium in Rom begonnen, in Venedig fortgesetzt und 2016 als Meisterschülerin von Albrecht Schäfer an der Kunsthochschule Berlin Weißensee beendet.
Sowohl die Plastiken an der Wand als auch im Raum bestehen aus massivem Beton und werden als Ganzes gegossen. Sichtbar sind teilweise auch die Stahlelemente, die der Plastik Stabilität verleihen. Die Patina der Arbeiten ist mal glatt, mal rau und wird nach dem Guss nicht weiter bearbeitet, so dass man konkret mit den Arbeitsspuren konfrontiert wird. Die massiven und gleichzeitig fragilen Arbeiten erinnern an den Brutalismus, der vor allem in der Architektur zwischen den 50er und 70er Jahren angewendet wurde und sich heutzutage wieder großer Beliebtheit erfreut. Janković stellt aber keine architektonischen Modelle her, sondern überträgt den Gedanken der konkreten Materie in ein eigenständiges künstlerisches Denken.
Das Werk von Jankovićgeht allerdings über die Bildhauerei hinaus. Auch andere Medien und Techniken geben ihr die Möglichkeit, mit ihrem Formenvokabular zu experimentieren.
Das Negativ-Positiv-Prinzip, das sie auch von ihren Plastiken her kennt, setzt sich in der Beschäftigung mit der Fotografie in einem zweidimensionalen Medium fort. Dafür komponiert sie aus Papier, Pappe und Holz Raumkörper, die extremen Lichtverhältnissen ausgesetzt werden und so den Bildraum ad absurdum führen. Manchmal wirken die Fotografien auch wie mikroskopische Ausschnitte ihrer Plastiken. Bei der Druckgrafik erhält ein malerischer Effekt Einzug in ihr Werk, was vor allem an dem Aquatinta-Druck-Verfahren liegt, das auch schon Goya und Picasso für ihre grafischen Arbeiten schätzten.
CONCRETE / Galerie Rundgänger / 2019
Auch Zora Janković arbeitet mit einem Fokus auf architektonische Details: In ihrer Skulptur "Rekonstruktion 4" klingt die konstruktivistisch-räumliche Signifikanz des konformistischen Internationalen Stils an. Die Reduktion auf die Materialien Beton und Stahl, die unbehandelten "rohen" Oberflächen, zeichnen die Skulpturen Jankovićs aus. Reste, Flecken der Verschalungen, die noch am Beton anhaften, tragen zur rauen Stofflichkeit des massiven Materials bei. Angedeutete Schwere, Schatten, Strukturen und vor allem die Linien, Winkel und Brüche stehen im Dialog mit der dekonstruierten Funktionalität und Dimension der Skulpturen. Schwarze und weiße Flächen - Schattenspiegelungen - unterstreichen die Plastizität. Im Kontext von Modell / Skulptur beginnt die Arbeit, gemeinsam mit den den Park am Gleisdreieck so eindrücklich charakterisierenden architektonischen und baukonstruktiven Elementen der Hochbahntrassen, gleichsam in einem Status jenseits aller Funktionen zu schwingen.
MODELL/SKULPTUR / B-Part Exhibition / 2019
Was sich im öffentlichen Raum als brutalistische Baukunst identifizieren lässt, wird gemeinhin nur von einem Spezialisten-Grüppchen goutiert. Diese Genießer der langsam wieder in den Diskurs einfließenden klobigen architektonischen Zukunftsverheißungen haben uns immerhin die Augen geöffnet für die Spezifik jenes Stils und seine Verankerung in den Utopievorstellungen der Moderne.
Die geometrischen Körper von Zora Janković lassen uns eine sanfte Gewalt des Konstruktiven spüren. Wenn man also Vergleiche ziehen wollte zwischen dem Beton-Purismus der Brutalisten und den Skulpturen von Zora Janković, wäre Jankovićs Formauffassung zuallererst als Essenz eines lyrisch-flächigen Licht-Schatten-Stils zu unterstreichen. Und deren melancholische Sanftheit, die sich insbesondere in den Parallelspuren ihrer künstlerischen Grafik und Fotografie offenbart, ist von ganz anderer Temperatur als alles, was als brutalistisch bezeichnet werden könnte.Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass Janković ihre höchst verschiedenen Stofflichkeiten in Gestalt von Beton, Stahl, Papier und Licht zusammenführt, um die Diktatur des rechten Winkels gründlich zu desavouieren und zu erweichen. Entwickelt man einen Sensus für die so verstandene Eigenart ästhetischer Opposition stellt sich schnell ein fühlbares Vergnügen ein. Statt donnernder Paukenschläge komponiert Zora Janković ihre Skulpturen leichthändig, aber mit chirurgischer Präzision. Positiv- und Negativformen, zusätzlich farbig unterstrichen, ergeben in sich ruhende minimalistische Kubenformationen. Mal monolithisch wirkend, mal beschwingt wissen sie ihre als angenehm zu empfindende Raumpräsenz zu behaupten.
Christoph Tannert / KONKRET / Galerie Bernau / 2018
Zora Janković stammt aus der slowenischen Hauptstadt Ljubljana und lebt - nach mehrjärigem Aufenthalt in Italien - seit 2008 in Berlin. Sie studierte Fotografie, Design, Grafik und Bildhauerei in ihrer Geburtstsadt sowie in Rom, Venedig und Berlin. An der dortigen Kunsthochschule Weißensee erwarb sie 2015 ihr Diplom und ein Jahr später den Meisterschülerabschluss. Sie hat ihren Lebensmittelpunkt bis heute in der deutschen Hauptstadt. Ihr bildhauerisches OEuvre ist bestimmt von konstruktiven, den Raum ergreifenden und zudem in sich selber Räume schaffende Plastiken. Dafür nutzt Zora Janković sowohl Stahlelemente wie auch massiven Beton, in welchem sie die als Negativformen erarbeiteten Konstruktionen als Ganzes durch Guss ausführt. Die Verschränkung von negativen und positiven Formen gelingt der Künstlerin auch hin zu einer dynamisierten Wirkung. Bewusst alle Varianten von Grau in Kombination mit Schwarz und Weiß ausnutzend, schafft Zora Janković ganz eigene architektonische Stücke. Ein änliches Prinzip führt sie zu ihren fotografischen Arbeiten. Speziell für diese baut sie Raumkörperkonstruktionen, die sie kombinieren und variabel zusammenfügen kann. Für die Aufnahmen mit der Kamera spielt Licht als weiteres Element eine wichtige Rolle. Mit seiner Führung bestimmt die Künstlerin, was die Fotografie auch an Körperlichkeit transportiert. Die in der Radierung erfahrene Zora Janković hat sich in Hohenossig ganz bewusst herausgefordert, ihr plastiches Prinzip und den fotografischen Ausdruck in ein weiteres zweidimensionales Medium zu übertragen. In kraftvollem Schwarz/Weiß ist ihr dies in mehreren Blättern gelungen.
Christine Dorothea Hölzig / 27.SÄCHSISCHES DRUCKGRAFIK.SYMPOSION / Künstlerhaus Hohenossig / 2017
Zora Janković studierte vor allem Bildhauerei, aber auch Grafik und Fotografie in Ljubljana, Rom, Venedig und Berlin. Ihre konstruktiven, räumlich verschränkten Skulpturen können aus fragilen Stahl-Fragmenten komponiert sein oder bestehen aus massivem Beton, als geometrische Körper in Negativformen als Ganzes konzipiert und direkt im Guss ausgeführt. Zu deren Wirkung schrieb Matthias Bleyl genau beobachtend: „Anders als in der traditionellen Skulptur steigert hier die Farbgebung nicht die plastische Wirkung der oft mit geraden Linien und rechten Winkeln komponierten Objekte… Da diese aber – unabhängig von ihrer räumlichen Erstreckung – in drei Tönen erscheinen und selbst dem räumlichen Helldunkel unterworfen sind, treten Widersprüche zwischen Farbton und räumlicher Position auf. Diese führen letztlich zu einer Steigerung der ohnehin schon komplexenräumlichen Struktur.“ Zu ihrer Fotografie sagt die Künstlerin selbst: „Das Ergebnis sind durch Licht und Schatten abstrahierte zweidimensionale Arbeiten, die trotzdem ihre dreidimensionale Objektherkunft transportieren. Diese Fotografien mit ihren schwarz-weiß-Abstufungen, ihren Kontrasten und Schattenverläufen besitzen eine eigene Räumlichkeit innerhalb der fotografischen Struktur“.
Ralf Bartholomäus / Formwandel / galerie weisser elefant / 2016
Wohl kein anderer Kontrast ist derart grundsätzlich wie der Gegensatz von Hell und Dunkel. Dies gilt keineswegs nur für die Kunst, sondern ganz existentiell – man braucht sich nur zu vergegenwärtigen, wie stark wir in den ständigen Wechsel von Tag und Nacht eingebunden sind. Treten zu den beiden Extremen Schwarz und Weiß noch Grautöne, als beider Mischung, so leisten diese drei unbunten Farbwerte in der Kunst die einfachste Verbildlichung von Plastizität auf der Fläche, am häufigsten wohl in grafischen Medien. Einen von Hell zu Dunkel modulierten, zweidimensionalen Gegenstand sehen und empfinden wir als Volumen. Außer Fotos, in denen einfache weiße Körper durch entsprechend harte Beleuchtung eine breite Spannweite von Grauwerten bis hin zum Schwarz erzeugen, fertigt Zora Janković Objekte durch Betonguss an, die außer ihrer schon meist komplexen Körperlichkeit auch noch Schwarz-, Weiß- und Grautöne zeigen. Mit der Oberfläche des mehr oder weniger grauen Beton haben sich nämlich teilweise noch schwarze und weiße Papierreste der nach dem Guss entfernten Verschalung fest verbunden. Es handelt sich also nicht um nachträgliche Retuschen oder eine Farbfassung zur Imitation eines stofflichen oder plastischen Effekts,sondern um eine materialbedingte, von vornherein einkalkulierte Farbigkeit der Objekte in Schwarz, Grau und Weiß. Anders als in der traditionellen Skulptur steigert hier die Farbgebung nicht die plastische Wirkung der oft mit geraden Linien und annähernd rechten Winkeln komponierten Objekte. Stellt man sich diese in einem Gedankenexperiment einfarbig vor, etwa nur grau, dann würde dem Auge über den Grad an Helligkeit bzw. Dunkelheit sehr genau die räumliche Position des entsprechenden Teils signalisiert. Da nun aber die Objekte, unabhängig von ihrer räumlichen Erstreckung, in drei Tönen erscheinen und diese selbst dem räumlichen Helldunkel unterworfen sind, treten Widersprüche zwischen Farbton und räumlicher Position auf. Diese führen letztlich zu einer deutlichen Steigerung der ohnehin schon komplexen räumlichen Struktur der Objekte.
Matthias Bleyl / KONSTRUKT / galerie haus 23 / 2014
Zora Janković (*1978, Ljubljana, Slowenien; lebt und arbeitet in Berlin) hat ihr Kunststudium in Rom begonnen, in Venedig fortgesetzt und 2016 als Meisterschülerin von Albrecht Schäfer an der Kunsthochschule Berlin Weißensee beendet.
Sowohl die Plastiken an der Wand als auch im Raum bestehen aus massivem Beton und werden als Ganzes gegossen. Sichtbar sind teilweise auch die Stahlelemente, die der Plastik Stabilität verleihen. Die Patina der Arbeiten ist mal glatt, mal rau und wird nach dem Guss nicht weiter bearbeitet, so dass man konkret mit den Arbeitsspuren konfrontiert wird. Die massiven und gleichzeitig fragilen Arbeiten erinnern an den Brutalismus, der vor allem in der Architektur zwischen den 50er und 70er Jahren angewendet wurde und sich heutzutage wieder großer Beliebtheit erfreut. Janković stellt aber keine architektonischen Modelle her, sondern überträgt den Gedanken der konkreten Materie in ein eigenständiges künstlerisches Denken.
Das Werk von Jankovićgeht allerdings über die Bildhauerei hinaus. Auch andere Medien und Techniken geben ihr die Möglichkeit, mit ihrem Formenvokabular zu experimentieren.
Das Negativ-Positiv-Prinzip, das sie auch von ihren Plastiken her kennt, setzt sich in der Beschäftigung mit der Fotografie in einem zweidimensionalen Medium fort. Dafür komponiert sie aus Papier, Pappe und Holz Raumkörper, die extremen Lichtverhältnissen ausgesetzt werden und so den Bildraum ad absurdum führen. Manchmal wirken die Fotografien auch wie mikroskopische Ausschnitte ihrer Plastiken. Bei der Druckgrafik erhält ein malerischer Effekt Einzug in ihr Werk, was vor allem an dem Aquatinta-Druck-Verfahren liegt, das auch schon Goya und Picasso für ihre grafischen Arbeiten schätzten.
CONCRETE / Galerie Rundgänger / 2019
Zora Jankovic also focuses on architectural details in her work: Her sculpture “Rekonstrukti 4” is reminiscent of the constructivist-spatial significance of the conformist International Style. Zora Jankovic’s work is characterised by a reduction on the materials concrete and steel, together with unhandled, “raw” surfaces. Stains and leftovers of boarding still stuck to the concrete contribute to the raw materiality of the massive pieces. Hints at heaviness, shadows, structures, and above all, lines, angles and fractures are engaged in a dialogue with the sculptures’ deconstructed functionality and dimensionality. Black and white surfaces – shadow plays – emphasise the plasticity of the sculptures. In the context of model and sculpture, Jankovic’s work begins to oscillate in a state beyond all function together with the architectural and structural design of the overhead railway tracks that are so characteristic for the park at Gleisdreieck.
MODELL/SKULPTUR / B-Part Exhibition / 2019
What can be identified as brutalistic architecture in the public space is generally only appreciated by a small group of specialists. The connoisseurs of these clunky architectural proposals for the future — which now are slowly re-entering the discourse — however, have managed to open our eyes for the specificity of this style and its embeddedness with modernity’s visions of utopia.
Zora Jankovic’s geometrical sculptures let us experience the gentle violence of the constructive. If one wanted to compare brutalism’s purism of the use of concrete to Zora Jankovic’s sculptures, one first of all would have to emphasise Jankovic’s take on form as the essence of a lyrical-planar play between a style of light and dark. And their melancholy gentleness, which shows itself particularly in her parallel works of graphic art and photography, is of a very different temperature than anything that could be called brutalistic. I would even go so far as to claim that Jankovic merges her different materials in the form of concrete, steel, paper and light, to disavow and soften the dictatorship of the right angle. Once a sense for the understanding of this characteristic kind of aesthetic opposition is developed, one quickly experiences a palpable pleasure. Instead of trumpets and fanfares, Jankovic composes her sculptures with a light touch, yet with the precision of a surgeon. Positive and negative forms, further emphasised through colour, result in minimalist cubic formations at rest in themselves. Sometimes appearing monolithic, other times ebullient, the pieces at all times manage to convey a pleasant spatial presence.
Christoph Tannert / KONKRET / Galerie Bernau / 2018
Zora Janković stammt aus der slowenischen Hauptstadt Ljubljana und lebt - nach mehrjärigem Aufenthalt in Italien - seit 2008 in Berlin. Sie studierte Fotografie, Design, Grafik und Bildhauerei in ihrer Geburtstsadt sowie in Rom, Venedig und Berlin. An der dortigen Kunsthochschule Weißensee erwarb sie 2015 ihr Diplom und ein Jahr später den Meisterschülerabschluss. Sie hat ihren Lebensmittelpunkt bis heute in der deutschen Hauptstadt. Ihr bildhauerisches OEuvre ist bestimmt von konstruktiven, den Raum ergreifenden und zudem in sich selber Räume schaffende Plastiken. Dafür nutzt Zora Janković sowohl Stahlelemente wie auch massiven Beton, in welchem sie die als Negativformen erarbeiteten Konstruktionen als Ganzes durch Guss ausführt. Die Verschränkung von negativen und positiven Formen gelingt der Künstlerin auch hin zu einer dynamisierten Wirkung. Bewusst alle Varianten von Grau in Kombination mit Schwarz und Weiß ausnutzend, schafft Zora Janković ganz eigene architektonische Stücke. Ein änliches Prinzip führt sie zu ihren fotografischen Arbeiten. Speziell für diese baut sie Raumkörperkonstruktionen, die sie kombinieren und variabel zusammenfügen kann. Für die Aufnahmen mit der Kamera spielt Licht als weiteres Element eine wichtige Rolle. Mit seiner Führung bestimmt die Künstlerin, was die Fotografie auch an Körperlichkeit transportiert. Die in der Radierung erfahrene Zora Janković hat sich in Hohenossig ganz bewusst herausgefordert, ihr plastiches Prinzip und den fotografischen Ausdruck in ein weiteres zweidimensionales Medium zu übertragen. In kraftvollem Schwarz/Weiß ist ihr dies in mehreren Blättern gelungen.
Christine Dorothea Hölzig / 27.SÄCHSISCHES DRUCKGRAFIK.SYMPOSION / Künstlerhaus Hohenossig / 2017
Zora Janković studierte vor allem Bildhauerei, aber auch Grafik und Fotografie in Ljubljana, Rom, Venedig und Berlin. Ihre konstruktiven, räumlich verschränkten Skulpturen können aus fragilen Stahl-Fragmenten komponiert sein oder bestehen aus massivem Beton, als geometrische Körper in Negativformen als Ganzes konzipiert und direkt im Guss ausgeführt. Zu deren Wirkung schrieb Matthias Bleyl genau beobachtend: „Anders als in der traditionellen Skulptur steigert hier die Farbgebung nicht die plastische Wirkung der oft mit geraden Linien und rechten Winkeln komponierten Objekte… Da diese aber – unabhängig von ihrer räumlichen Erstreckung – in drei Tönen erscheinen und selbst dem räumlichen Helldunkel unterworfen sind, treten Widersprüche zwischen Farbton und räumlicher Position auf. Diese führen letztlich zu einer Steigerung der ohnehin schon komplexenräumlichen Struktur.“ Zu ihrer Fotografie sagt die Künstlerin selbst: „Das Ergebnis sind durch Licht und Schatten abstrahierte zweidimensionale Arbeiten, die trotzdem ihre dreidimensionale Objektherkunft transportieren. Diese Fotografien mit ihren schwarz-weiß-Abstufungen, ihren Kontrasten und Schattenverläufen besitzen eine eigene Räumlichkeit innerhalb der fotografischen Struktur“.
Ralf Bartholomäus / Formwandel / galerie weisser elefant / 2016
Wohl kein anderer Kontrast ist derart grundsätzlich wie der Gegensatz von Hell und Dunkel. Dies gilt keineswegs nur für die Kunst, sondern ganz existentiell – man braucht sich nur zu vergegenwärtigen, wie stark wir in den ständigen Wechsel von Tag und Nacht eingebunden sind. Treten zu den beiden Extremen Schwarz und Weiß noch Grautöne, als beider Mischung, so leisten diese drei unbunten Farbwerte in der Kunst die einfachste Verbildlichung von Plastizität auf der Fläche, am häufigsten wohl in grafischen Medien. Einen von Hell zu Dunkel modulierten, zweidimensionalen Gegenstand sehen und empfinden wir als Volumen. Außer Fotos, in denen einfache weiße Körper durch entsprechend harte Beleuchtung eine breite Spannweite von Grauwerten bis hin zum Schwarz erzeugen, fertigt Zora Janković Objekte durch Betonguss an, die außer ihrer schon meist komplexen Körperlichkeit auch noch Schwarz-, Weiß- und Grautöne zeigen. Mit der Oberfläche des mehr oder weniger grauen Beton haben sich nämlich teilweise noch schwarze und weiße Papierreste der nach dem Guss entfernten Verschalung fest verbunden. Es handelt sich also nicht um nachträgliche Retuschen oder eine Farbfassung zur Imitation eines stofflichen oder plastischen Effekts,sondern um eine materialbedingte, von vornherein einkalkulierte Farbigkeit der Objekte in Schwarz, Grau und Weiß. Anders als in der traditionellen Skulptur steigert hier die Farbgebung nicht die plastische Wirkung der oft mit geraden Linien und annähernd rechten Winkeln komponierten Objekte. Stellt man sich diese in einem Gedankenexperiment einfarbig vor, etwa nur grau, dann würde dem Auge über den Grad an Helligkeit bzw. Dunkelheit sehr genau die räumliche Position des entsprechenden Teils signalisiert. Da nun aber die Objekte, unabhängig von ihrer räumlichen Erstreckung, in drei Tönen erscheinen und diese selbst dem räumlichen Helldunkel unterworfen sind, treten Widersprüche zwischen Farbton und räumlicher Position auf. Diese führen letztlich zu einer deutlichen Steigerung der ohnehin schon komplexen räumlichen Struktur der Objekte.
Matthias Bleyl / KONSTRUKT / galerie haus 23 / 2014